Bayerischer Wald, gar nicht langweilig

Den Nationalpark Bayerischer Wald zu besuchen, ist für uns immer wie nach Hause kommen. Mehr als sechzig Mal waren wir in den letzten 35 Jahren dort und haben die Entwicklung von Deutschlands schönstem Nationalpark miterlebt. Großflächiger Borkenkäferbefall und Stürme haben dem Wald über die Jahrzehnte sehr zugesetzt. Doch die Natur wird mit solchen Ereignissen alleine fertig. Und so ist heute in weiten Teilen des über 50jährigen ersten Nationalparks Deutschlands ein wilder Wald entstanden, der einmalig ist.

Sehenswertes im Nationalpark Bayerischer Wald

Zu allererst gibt es jede Menge wunderbarer Natur zu erleben. Ein Aufenthalt im Wald kann Kraft geben und ist gut für die Seele. Waldbaden wird nicht umsonst immer beliebter.

Die Möglichkeiten im Nationalpark sind so vielfältig, dass es den Rahmen dieses Berichtes sprengen würde. Informiert euch am besten auch vor Ort und plant vor allem einige Tage mehr für euren Aufenthalt ein. So könnt ihr euch mit allen Sinnen auf den Lebensraum Wald einlassen. 

Wandervorschläge:

Auf dem Lusen (Mit 1373 Metern der fünfthöchste Berg im Bayerischen Wald) sollte man einmal gewesen sein. Der weniger anstrengende Weg führt in ca. 1 Stunde über den Winterwanderweg hinauf. Ab Parkplatz Waldhausreibe. Sperrzeiten der Straßen beachten! Die anstrengendere Variante auf den Lusen führt über den Sommerwanderweg, nicht ohne Grund auch „Himmelsleiter“ genannt. Hier solltet ihr über eine gute Kondition verfügen. Spätestens oben auf dem Blockfeld des Lusen sind ausserdem Trittsicherheit und vernünftiges Schuhwerk erforderlich. (Falls doch etwas passieren sollte, über 112 Hilfe anfordern)

Auf dem Gipfel des Lusen

Tierfreigelände: Hier könnt ihr heimische Tierarten wie Luchs, Braunbär und bald besstimmt auch wieder Wölfe beobachten. Des weiteren Eulen, Rotwild, Fischotter und viele andere Arten. Aber, bitte Geduld mitbringen. Auch ein Fernglas kann hilfreich sein.

Baumwipfelpfad mit Aussichtsturm: Den Baumwipfelpfad bei Neuschönau solltet ihr unbedingt besuchen. Von der 44 Meter hohen Aussichtsplattform habt ihr einen der schönsten Weitblicke, die man sich im Bayerischen Wald vorstellen kann. Vom Rachel bis zum Lusen liegen alle Berge vor euch und auch in die andere Richtung ist der Blick grandios. Eintritt 12 Euro, mit den üblichen Ermäßigungen.  Website

Rachelsee

Ab dem Diensthüttenparkplatz (den dürft ihr mit dem eigenen Auto nur bis 8 Uhr morgens anfahren) ist man in einer Stunde über einen mäßig ansteigenden Wanderweg am hübschen Rachelsee (1071m). Wer Lust hat, geht weiter über die kleine Rachelkapelle bis zum Gipfel des Großen Rachel (1453m). Oder man geht zurück über die Felsenkanzel zur Racheldiensthütte und lässt sich dort mit einem Mittagessen oder leckerem Kuchen verwöhnen. 

Das solltet ihr euch auch anschauen

Den Arbersee

Der wunderschöne Arbersee ist meistens sehr gut besucht und es herrscht dort eine Art Rummelplatzatmosphäre. Für echte Naturfans schwierig. Der Weg um den See ist sehr idyllisch, dauert nicht lange und ist leicht zu begehen. Richtige Ruhe habt ihr aber nur am ganz frühen Morgen oder am Abend, wenn die meisten Besucher wieder abgefahren sind. Deshalb vielleicht mal eine Nacht auf dem Arberparkplatz verbringen.  Generell kostet das Parken am Arbersee.

Bauernhausmuseum Lindberg

Wunderschönes kleines Bauernhausmuseum in Lindberg. Mit viel Liebe wurde hier eine Ausstellung zum harten Leben im Bayerischen Wald geschaffen. Adresse: Zwieselerstr. 4 –  94227 Lindberg.  Website   

Bauernhausmuseum Lindberg
Bauernhausmuseum Lindberg

Glasscherben Köck in Riedlhütte (gratis) 

In dieser kleinen Glashütte könnt ihr einem Glasmacher bei der Arbeit zusehen. (Schön auch für Kinder) Ausserdem gibt es einen sehenswerten Wald-Glas-Garten. Und ein Souvenir aus dem Bayerischen Wald ist im Shop auch bald gefunden. Adresse: Forsthausstraße 2 – 94566 Riedlhütte. Website

Zum Sonnenuntergang nach Waldhäuser (gratis)

Mit dem Auto könnt ihr zum Sonnenuntergang bequem zum Bergdorf Waldhäuser hochfahren und vom Parkplatz aus den Sonnenuntergang genießen. Der Blick auf den bayerischen Wald und den Rachel ist einfach toll. Achtung! Nach dem Sonnenuntergang vorsichtig die Straße runterfahren. Die Schilder „Wildwechsel“ sollten ernst genommen werden. Wir hatten schon mehrfach Wild direkt vor uns, darunter einen kapitalen Hirsch. Es ist zum Glück nichts passiert. Deshalb unbedingt langsam fahren!

Glasmuseum Frauenau

Das Glasmuseum Frauenau führt euch auf eine spannende Reise durch die Geschichte des Glases. Sie beginnt mit den Sandkerngläsern der frühen Hochkulturen, weiter über die Nuppengläser des Mittelalters und die blütengeschmückten Vasen des Jugendstils bis hin zu den Maschinengläsern des Industriezeitalters.  Adresse:  Am Museumspark 1, 
94258 Frauenau    Website

Glas und Porzellan aus dem Bayerischen Wald könnt ihr gut in den Orten Bodenmais, Zwiesel, Spiegelau, Riedlhütte und anderen kaufen. 

Bilderserie Bayerischer Wald

Vorschläge für Stellplätze

Auf den Parkplätzen im Nationalpark dürft ihr nur tagsüber mit dem Wohnmobil parken. Das Tagesticket dafür kostet 2 Euro. Eine Übernachtung ist nicht gestattet. Dies wird auch kontrolliert. 

Grafenau

Der Stellplatz liegt direkt am Kurpark. Die Stellflächen sind eben, Keile können aber trotzdem hilfreich sein. Platz ist für 18 Mobile. Bezahlung am Automaten. (Bar und EC). WC-Entsorgung gratis, Frischwasser kostet für 80 Liter 1 Euro. (Wir haben leider die Erfahrung gemacht, dass der Automat nach Zeit arbeitet und nicht nach Litern. Wenn ihr also wie wir nicht das Wasser mit vollem Druck in euer Mobil donnert, erhaltet ihr weniger als die ausgewiesenen 80 Liter)

Wohnmobilstellplatz in Grafenau
Wohnmobilstellplatz in Grafenau

Preis des Stellplatzes 10 Euro für 24 Stunden (plus Kurtaxe). Strom vorhanden. Kaum Schatten. Ein Spielplatz ist in der Nähe, der Stellplatz liegt direkt neben einem Festplatz. (Es gibt Schließzeiten bei Veranstaltungen die ihr erfragen solltet)

Wanderparkplatz Neuschönau

Wanderparkplatz in Neuschönau
Wanderparkplatz in Neuschönau

Der Platz liegt oberhalb von Neuschönau, bietet keinerlei Service. Keine Hinweisschilder. Er scheint kostenlos zu sein. Anmeldung wegen der Kurtaxe ist nötig. Kein Schatten! Platz für nicht viele Wohnmobile, da auch Wanderer dort stehen können. Vom Platz aus ist es nicht weit bis zum Hans-Eisenmann-Haus und zum Baumwipfelpfad. 

Zwiesel

Der Stellplatz liegt am Ortsrand. Platz für 12 Mobile. Er kostet 10 Euro pro Tag plus 2,40 Euro pro Person (plus aktueller Kurtaxe). Bezahlung am Automaten. Ver- und Entsorgung ist möglich. Wasser: 80 Liter für 1 Euro. Strom vorhanden. Kaum Schatten. Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe.

Wohnmobilstellplatz in Zwiesel
Wohnmobilstellplatz in Zwiesel

Arber-Parkplatz

Parkplatz für Wohnmobile liegt ca. 150 Meter vom Arbersee entfernt. Schöner Blick auf Teile des Bayerischen Waldes. Kein Service! Kaum Schatten. Ihr zahlt für das Tagesticket 5 Euro und für eine Übernachtung noch einmal 10 Euro. Bezahlung an einem Automaten, auch Kartenzahlung.

Auch weiter oben, an der Talstation der Arber-Seilbahn könnt ihr mit eurem Wohnmobil übernachten. 

Gutes Essen

Empfehlen können wir euıch den Landgasthof Euler in Neuschönau.  Hier gehen wir seit vielen Jahren essen wenn wir im Nationalpark sind.

An Freitagen und Sonnabenden lieber reservieren. (Küchenschluss ist um 20:30) Adresse: Schönangerstraße 6b, 94556 Neuschönau, Telefon: 08558 974200. Website

Mehr auch in unserem Video:

 

Tipps für den Bayerischen Wald

Bei Wanderungen im Bayerischen Wald sollte man die üblichen Maßnahmen für Wanderungen in der bergigen Natur ergreifen. Zum Beispiel etwas zu Essen und  vor allem etwas zu Trinken mitnehmen. Festes Schuhwerk sollte obligatorisch sein. Das Wetter beobachten! Auch wenn ihr bei strahlendem Sonnenschein gestartet seid, kann es schnell mal ein Gewitter mit starkem Regen geben. Die Temperaturen sinken dann schlagartig um einige Grad, Wind kommt auf und das ist nicht lustig, wenn man durchnässt ist. Im Nationalpark gibt es nur wenige Schutzhütten. Auf dem Lusen gibt es das Lusenschutzhaus mit Gastronomie. Und wenn ihr zum Rachelsee wandern möchtet, könnt ihr in der Racheldiensthütte einkehren. 

Nehmt bitte die Anwesenheit von Kreuzottern im Nationalpark ernst. Das gilt vor allem dann, wenn ihr mit Hunden unterwegs seid. Einer unserer Hunde wurde vor  Jahren mal von einer Kreuzotter gebissen und hat dies dank schneller ärztlicher Hilfe überlebt. Lasst eure Hunde auf den teilweise schmalen und unübersichtlichen Wanderwegen nicht unkontrolliert vorneweg laufen!  Wir haben schon eine Kreuzotter mitten auf einem Wanderweg gesehen. 

Kreuzotter
Kreuzotter – Bild von Jürgen auf Pixabay

Bitte nehmt eure Abfälle unbedingt wieder mit nachhause, denn im Nationalpark gibt es keine Mülleimer! 

Wenn ihr eure Gasflaschen tauschen müsst, geht das zum Beispiel bei Obi in Zwiesel (auch Alugas)

Supermärkte gibt es in allen größeren Orten. (Lidl, Rewe, Edeka, Norma) Ihr dürft aber nicht generell mit langen Öffnungszeiten rechnen. Der kleine Edeka-Markt „Fenzl“ in Neuschönau (Kaiserstraße 16, 94556 Neuschönau) hat zwar auch nicht sehr lange geöffnet, dafür aber auch an Sonntagen und Feiertagen vormittags von 7:30 bis 10:30 Uhr. 

Tankstellen gibt es genug, doch schließen die oft früher, als man es aus Städten gewöhnt ist. Die Tankstelle Burghart in Neuschönau hat dank Automat (EC) rund um die Uhr geöffnet. (Adresse: Am Hansenhügel 1, 94556 Neuschönau)

ÖPNV: Viele Orte im Nationalpark sind auch gut mit den IGEL-Bussen erreichbar. Über Fahrpläne hier informieren. 

Wenn ihr mit dem Rad unterwegs sein möchtet, solltet ihr über ein E-Bike verfügen. 

Habt ihr ein Problem an eurem Wohnmobil? Aus eigener Erfahrung können wir euch diese familiäre Autowerkstatt in Neuschönau empfehlen: Georg Stiegler, Reparaturwerkstätte, Gewerbegebiet Schönanger, Hauptstraße 19, 94556 Neuschönau. Website

Lesetipp

Ein sehr schönes und hochinteressantes Buch ist „Wilder Wald“ von Alexandra von Poschinger. Das Buch ist erschienen im Knesebeck Verlag. (2020) ISBN 979-3-95728-409-9. Es kostet regulär 40 Euro, ist aber manchmal auch im Angebot zu haben, wenn man Glück hat. 

Nationalpark Bayerischer Wald – 50 Jahre

Im Nationalpark Bayerischer Wald kann man einzigartig in Europa hautnah die Entstehung eines wilden Waldes miterleben. Seit Mitte der neunziger Jahre brachten Borkenkäfer weite Teile des Fichtenwaldes in den Hochlagen des Nationalparks zum Absterben. Je nach Sichtweise kann man dies als Katastrophe oder aber als Chance für den Wald wahrnehmen. Im Jahr 2020 wird der erste Nationalpark Deutschlands 50 Jahre alt. Das Motto „Natur Natur sein lassen“ prägt das Handeln des Menschen im Nationalpark. Wir zeigen euch, wo im Nationalpark es am schönsten ist und was es sonst noch so zu sehen gibt.

Eines meiner Lieblingszitate über den Wald stammt von einem berühmten Schriftsteller. „In den Wäldern sind Dinge, über die nachzudenken man jahrelang im Moos liegen könnte“. Dieses Zitat von Franz Kafka trifft es sehr gut. Wer sich mit allen Sinnen auf diesen Lebensraum einlässt, kann ihn in seiner ganzen Vielfalt und Faszination von Farben und Formen und Gerüchen erleben. Und genau dazu gibt es in Deutschlands erstem Nationalpark Bayerischer Wald reichlich Gelegenheit.

Wunderbar anzusehen sind die tausenden Fichten, die im gesamten Nationalpark Bayerischer Wald neu wachsen
Wunderbar anzusehen sind die tausenden Fichten, die im gesamten Nationalpark neu wachsen

Natur Natur sein lassen im Nationalpark Bayerischer Wald

Der Wald ist nicht nur eine Summe von Bäumen oder ein Mittel zur Holzproduktion. Er ist ein faszinierendes Ökosystem mit einer Vielzahl von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen. Im Nationalpark sollen sich alle Lebewesen frei entwickeln können. In der Natur ist das Wirken verschiedener Kräfte ein natürlicher Vorgang und so begann, ausgelöst durch den Borkenkäfer ein eindrucksvoller Walderneuerungsprozess.

Totholz bedeutet Leben! Das eigentliche Leben beginnt, wenn ein Baum stirbt. Das klingt zwar paradox, erweist sich aber im Ökosystem Wald als wahr. Zahllose Insekten, Pilze und Flechten hängen in ihrem Lebenszyklus ganz oder teilweise von abgesorbenem Holz ab. Totholz ist eines der ökologisch wichtigsten Strukturelemente unserer Wälder.

Wo es am schönsten ist

Für uns sind die Schachten und Filze des Nationalparks Bayerischer Wald die schönsten Ecken. Schachten sind ehemalige Viehweiden, die „Almen“ des Bayerischen Waldes. Die Region der Schachten ist nur nach einem langen und beschwerlichen Aufstieg zu erreichen. Deshalb trifft man dort oben viel weniger Wanderer, was den Reiz der zauberhaften Landschaft nur noch erhöht. Die schönsten Stunden im Nationalpark Bayerischer Wald haben wir dort verbracht. Zum Beispiel auf dem Lindbergschachten, dem Albrechtschachten oder dem Verlorenen Schachten.

Ausgangsort für unseren Besuch im Nationalpark Bayerischer Wald ist der Ort Neuschönau
Ausgangsort für unseren Besuch im Nationalpark Bayerischer Wald ist der Ort Neuschönau

Vom Lusen zum Tummelplatz

Einen der vielen besonders schönen und wilden Waldabschnitte des Nationalparkes Bayerischer Wald kann man zwischen dem Lusen und dem Tummelplatz sehen. Dort wird schon heute besonders deutlich, wie prächtig sich der Wald in den kommenden Jahrzehnten im Nationalpark entwickeln wird. Dabei wird sich die Waldstruktur immer wieder verändern, denn mit der zunehmenden Größe der Fichten verändert sich die Lichtsituation für andere Bäume und Pflanzen. Wachsen und vergehen, ein natürlicher Kreislauf in der Natur.

Wandertipp am Lusen

Hier zwei möchten wir euch zwei Wandermöglichkeiten vorstellen: Einmal über den Winterweg hinauf zum Lusen, wobei man kurz unterhalb des Gipfels nach rechts abzweigt und dem Weg „Grünes Dreieck“ folgt. Ein anderer schöner Weg (Insgesamt ca. 12 Kilometer Wanderstrecke bei einem mittleren Schwierigkeitsgrad) führt vom Parkplatz Sagwassersäge aus am Sagwasser entlang mäßig ansteigend über die Sagwasserklause hinauf zum Weg „Grünes Dreieck“. Auf diesem geht es dann in Richtung Tummelplatz durch einen grandiosen dichten jungen Wald, der wunderschön anzusehen ist. Der Wanderweg ist teilweise so schmal, dass man hintereinander laufen muss. Die zahllosen jungen Fichten des Bergwaldes haben in den Jahren eine stattliche Größe erreicht. Es gelang uns nicht, Stellen wiederzufinden, die wir im Jahr 2005 gefilmt haben, um aktuelle Vergleichsaufnahmen zu machen.

Der Tummelplatz ist eine alte Hochweide

Der Weg durch den neuen wilden Wald bis hin zum Tummelplatz ist ein einziger Genuss. Der Tummelplatz ist übrigens eine alte Hochweide. Die große Holzhütte dort ist nicht bewirtschaftet. Ganz in der Nähe liegt übrigens der Aussichtspunkt Großalmeyerschloß. Nach einer Brotzeit kann man sich wieder auf den Heimweg machen. Dazu geht man auf dem Weg „Grünes Dreieck“ einige hundert Meter zurück, bis zum Weg „Arnika“. Diesem Weg bergab folgen und nach cirka drei Kilometern erreicht man am Parkplatz Sagwassersäge wieder den Ausgangspunkt der Wanderung.