Österreich war nach unserem Aufenthalt in Berchtesgaden das nächste Ziel auf unserer Reise. Wir wollten noch länger in die Bergwelt eintauchen. Schließlich waren wir lange Zeit nicht in den Alpen. Als erstes wollten wir uns das Virgental ansehen.
Die Entfernung von Berchtesgaden nach Virgen betrug circa 176 km. Wenn man Gebirgsstrecken längere Zeit nicht gefahren ist, strengt es schon an. Die Berge hoch und runter, dann die Felbertauernstraße mit dem Felbertauerntunnel. Der Tunnel wurde 1967 eröffnet ist 5,5 km lang und verbindet die österreichischen Bundesländer Salzburg und Tirol. Die Maut kostete 13,50 €. Danach ging es runter nach Matrei und dort biegt man nach rechts ab ins Virgental. Das Tal sieht landschaftlich schön aus, man bemerkt aber an allen Hängen massive Borkenkäferprobleme. Überall grosse Flächen abgestorbener Fichten und an den Strassenrändern aufgetürmtes Käferholz.

Der Habererhof bei Virgen
Wir trafen wenig später auf dem Habererhof ein. Dort bekamen wir einen schönen Platz zugewiesen. Die Übernachtung kostete 30 € für zwei Personen inklusive Strom, Ver- und Entsorgung. Auch die Duschen waren inklusive. Die Benutzung der Waschmaschine kostete extra. Grauwasser konnten wir leider nicht über einen Bodeneinlass sondern nur in ein Becken entsorgen. Die Kassettenentleerung war allerdings gut möglich. Es gab einen Kinderspielplatz, Landwirtschaft, Kühe, Produkte. Der Habererhof ist für Wohnmobile, Caravan und Zelte geeignet. Es gibt sehr nette Betreiber, Reservierungen ab einer Woche Aufenthalt sind möglich. Sonst bitte bei Kurzbesuchen vorher anrufen. Der Platz liegt wunderbar ruhig und schön. Es ist nicht sehr weit bis zum Ort Virgen.
Der Habererhof ist prima geeignet für Familien mit Kindern. Insgesamt gibt es dort 22 Plätze. Die Umgebung bietet umfangreiche Tourenmöglichkeiten. Man kann einen ganz hübschen Fußweg an der Isel entlanglaufen. Die Isel fließt als ziemlich reissender Fluss durch das Virgental und vereint sich bei Matrei mit dem Tauernbach. Ihr Weg führt sie dann weiter bis nach Lienz, wo sie in die Drau mündet. Sie entwässert ein Gebiet von 1200 Quadratkilometern. Für Wanderer gibt es viele Tourenmöglichkeiten im Virgental. Zum Beispiel Hüttenwanderungen. Wer seine Kräfte etwas sparen möchte, kann sich mit einem Hüttentaxi auf die Berge transportieren lassen. Das ist nicht ganz preiswert aber eine sehr gute Idee.

Die Umbal Wasserfälle
Wir fuhren an einem schönen Tag zum Talschluss des Virgentales. Dort musste übrigens auf dem Wanderparkplatz in Ströden eine Parkgebühr von 16 Euro für unser Wohnmobil bezahlt werden, obwohl wir auf dem gleichen Parkplatz standen wie ein Pkw, für den acht Euro bezahlt werden müssen. Von dort aus machten wir uns auf eine leichte Tour zu den eindrucksvollen Umbaltal Wasserfällen. Zu den Wasserfällen läuft man mässig ansteigend ca. eine halbe Stunde. Man kann auch eine Strecke mit der Pferdekutsche fahren. Das kostet fünf Euro pro Person für die Bergfahrt.
Die Umbalfälle sind Wasserfälle am Oberlauf der Isel. Sie wurden 1991 zum Naturdenkmal ernannt. Die Isel entspringt in 2400 Metern Höhe dem Umbalkees, einem Gletscher der Venedigergruppe im Nationalpark Hohe Tauern. Die tosenden Wasserfälle bieten ein wirklich beeindruckendes Bild, sie stürzen teilweise steil hinab und tragen dabei Gesteinsmaterial des Gletschers mit sich. Dadurch wird der Fels im Laufe der Zeit imposant abgeschliffen. Das wunderschöne Umbaltal sollte übrigens einst in ein Wasserkraftwerk einbezogen werden. Dagegen gab es aber seit den siebziger Jahren starke Widerstände. Was für ein Glück für die wunderbare Natur.
Kurz vor den Wasserfällen liegt die Islitzeralm, wo man einkehren kann. Wir hatten einen Schweinsbraten für 15,90 €, der Kaiserschmarrn kostete 12,20 €. Zum Abschluss des Tages wurden wir nochmals von einem schweren Unwetter mit Starkregen und Sturm überrascht. Örtliche Feuerwehrfahrzeuge und Privatautos brachten vom Unwetter überraschte Wanderer zum Parkplatz zurück. Unser Tipp: Das Wetter im Gebirge kann immer schnell umschlagen. Also trefft bitte Vorkehrungen, denkt an einen Temperatursturz und dass ihr rasch sehr nass werden könntet. Und die vorher angenehmen Temperaturen fallen plötzlich um 10 Grad und mehr. Habt für diesen Fall etwas zum Anziehen dabei, Regensachen usw. Im Gebirge kann man manchmal auch schlecht oder erst spät ein heranziehendes Gewitter bemerken.
Die Isel verwandelte sich nach diesem Unwetter in kurzer Zeit in einen extrem reißenden Fluss und das Flussbett war schnell bis zur Oberkante gefüllt. Wir hatten im Juli Glück, die Isel überschritt aber Ende August bei starken Regenfällen die 30jährige Höchstmarke und es kam zu unangenehmen Überschwemmungen.
Edencamping in Matrei
Wir verbrachten im Juli die Nacht zur Sicherheit auf einem Campingplatz in Matrei, abseits der Flüsse. Der Platz heißt Edencamping. Er kostete 33 € pro Tag. Der Campingplatz ist hübsch angelegt, in einzelne Flächen unterteilt für jeweils mehrere Camper, viel Grün. Die Parzellen sind oft abgeteilt durch Hecken und hohe Bäume. Schön grün also und gemütlich. Ihr steht auf Rasen, der auch starke Regengüsse gut weggesteckt. Ver- und Entsorgung, Wasser, Sanitär alles OK. Wenn ihr dort übernachtet, sucht euch vielleicht einen Platz etwas weiter hinten aus. Innerhalb des Campingplatzes. Da es vorne an der vielbefahrenen Straße mit Durchgangsverkehr lauter werden kann. Neben dem Platz gibt es das Restaurant „Alte Mühle“, es ist ordentlich, bei normalen Preisen.
Wir haben auf dem Edencampingplatz ohne Strom 33 € bezahlt pro Nacht. Der Telefonempfang ist gut, SAT ausprobieren, teilweise Schatten. Wichtig: Dieser Campingplatz bei Matrei kann euer Ausgangspunkt für Fahrten in das Defereggental sein.
Im Defereggental gibt es nämlich weder einen Campingplatz noch einen Wohnmobilstellplatz. Wir würden euch nicht empfehlen, irgendwo wild zu campen. In Österreich wurde im Sommer in den Medien thematisiert, dass das Wildcampen zunehmend ein Problem darstellt. In Osttirol ist es verboten, wild zu campen, dort soll man am strengsten sein. Am Obersee zum Beispiel am Stallersattel stehen überall „Camping verboten“ Schilder. Und auch in dem von uns besuchten Hinteren Defereggental am Oberhauser Zirbenwald stehen solche Schilder. Bitte haltet euch daran. Wenn ihr das Defereggental besuchen möchtet, richtet den Besuch dort als Tagesausflug ein. Entsprechend früh ins Tal fahren und den ganzen Tag dort bleiben.

Tipps für euch fürs Defereggental:
Wir waren im wunderschönen Defereggental und haben diese drei Tipps für euch.
1. Eine Fahrt hoch bis zur Grenze nach Italien. Es gibt von dort aus tolle Aussichten nach Südtirol und natürlich auch zurück nach Österreich. Parken ist am Obersee möglich (dort gibt es eine Gaststätte). Wenden könnt ihr auch direkt an der Grenze oben. Eine Abfahrt nach Italien ist nur von Minute 01-15 jeder Stunde möglich. Die Straße ist sehr schmal, deshalb gibt es diese Ampelregelung. Cool, denn es kann euch niemand entgegenkommen bei der Abfahrt. Toller Blick und tolle Landschaft oben am Stallersattel.
2. Die beste Almhütte die wir kennen, können wir sehr empfehlen: die Ausserweger Hütte. Mega leckere Almgerichte, freundlich serviert, und schön präsentiert. Es war uns ein Fest, diese Hütte auf 1900 m Höhe in schönster Berglandschaft kennenzulernen. Markus, der Chef, kommt aus Südtirol. Sein Küchenteam und er zaubern tolle Gerichte, die einen Aufenthalt in dieser schönen Bergwelt unvergesslich machen. Zumindest war das für uns so. Gemütliches Ambiente, aussen wie auch in der Hütte, dies bei normalen Preisen.

3. Ein Naturtipp: der Oberhausener Zirbenwald, er ist mit über 170 ha der größte Zirbenbestand der Ostalpen. Das ist wirklich sehenswert. Zirben sind eine Kiefernart und können bis zu 1200 Jahre alt werden. Man hat vor kurzem herausgefunden, dass Zirben bis in eine Höhe von 2500 m wachsen können. In diesem Wald wachsen darüber hinaus auch viele Lärchen. Den Zirbenwald erreicht man über eine sehr schmale Mautstraße und fährt ca. 8 Kilometer bis zum Parkplatz Oberhaus. (Dort gibt es auch eine bewirtschaftete Alm)

Vom Parkplatz aus kann man in eineinhalb Stunden einen Rund- und Lehrpfad begehen. Es war schön, diesen abgelegenen Teil des hinteren Defereggentales zu erleben. Es gibt dort auch einen Wild-Beobachtungsturm, von dem aus man mit Glück an den Hängen des Tales Tiere sehen kann. Man kann auch dort leider die Spuren eines bereits seit Jahren bestehenden Borkenkäferproblems sehen, die eine Folge des Klimawandels sind. Sehr viel Käferholz, befallene Bäume, müssen von den Hängen abtransportiert werden. Der Wald verliert dadurch immer mehr seine Schutzfunktion für den Menschen. (Lawinen und Erdrutsche nehmen entsprechend zu), Aufforstungen mit klimageeigneten Bäumen sind im Gange. Die kosten aber sehr viel Geld und brauchen Zeit!
Zum Schluss unseres Besuches im Virgental waren wir noch in Virgen im dortigen Bauernladen. Den Laden gibt es seit 30 Jahren. 80 Bäuerinnen und Bauern liefern ihre Produkte aus der Nationalparkregion an den Bauernladen zum Verkauf. Dort gibt es sehr schöne und leckere Sachen als Mitbringsel oder auch für euch selbst zu kaufen. Wir haben Seifen, Salz, Käse und anderes eingekauft.