Schmale Straßen, Nordlicht und Haugesund

Von Lavik aus haben wir den Sognefjord überquert und Ytre Oppedal erreicht. Wir fahren von dort aus nicht über die E 39 weiter in Richtung unseres nächsten Zieles sondern biegen ab auf eine sehr schmale Küstenstraße. Diese führt erst einmal am Sognefjord entlang. Die wirklich sehr schmale Strasse, teilweise kaum viel breiter als unser Wohnmobil, ist eine Herausforderung und wir sind froh, dass uns kaum ein grösseres Fahrzeug entgegenkommt.

Bei Rutledal geht es dann auf die Straße 57 und später am Nordgulen Fjord entlang. Weiter über Leversund, dort gibt es einen wunderschönen Aussichtspunkt mit einem fantastischen Blick über die Landschaft. Wir befinden uns hier nicht in einer der typischen Touristenregionen, denn wir wollten Norwegen auf unserer Reise mal etwas anders erleben. Eidsfjord

Von Slovägen nach Leirvagen (Fensfjord) fahren wir weiter nach Hundvin. Dort übernachten wir auf einem Campingplatz, den wir nicht vorstellen brauchen.  Da es eine wolkenarme Nacht ist, halten wir Ausschau nach Nordlichtern. Wir haben Glück und erleben ganz tolle Nordlichter und Sylvia bleibt lange draußen in der Kälte um diese auch wunderschön mit der App, die sie auf dem Handy hat aufzunehmen. Das Ergebnis seht ihr hier.

 

Am nächsten Tag treffen wir bei Knarvik wieder auf die Europastraße 39. Es ist Sonnabend und bei Bergen erreichen wir einen Händler, bei dem wir unsere Alugasflasche auffüllen lassen. Auf der Europastraße 39 geht es weiter zur nächsten Fähre bei Halhjem. (Bjornafjord) hinüber nach Sandvikkvag.

Auf unserer Fahrt folgen wir nun weiter der E 39. Wenig später fahren wir durch den Bomlafjordtunnel, der acht Kilometer lang ist und unter dem Fjord hindurchführt. Man darf gar nicht daran denken, dass man sich an der tiefsten Stelle rund 260 Meter unter dem Fjord befindet. Der Tunnel ist der zweitlängste Unterwassertunnel Norwegens. Doch das wird sich bald ändern. Norwegen baut nämlich gerade den längsten und tiefsten Unterwassertunnel der Welt und eines der ehrgeizigsten Ingenieursprojekte Europas. Der Tunnnel soll die Verkehrsverbindungen und die Infrastruktur des Landes verbessern.

Die rekordverdächtige feste Verbindung Rogaland – oder Rogfast – wird unter den Fjorden des Landes verlaufen, etwa 26,7 km lang sein und an der tiefsten Stelle 390 m unter dem Meeresspiegel liegen. Nach ihrer Fertigstellung im Jahr 2033 soll die Tunnelverbindung die Fahrzeit zwischen den beiden größten Städten Norwegens, Stavanger und Bergen, um 40 Minuten verkürzen. (Quelle: Euronews)

Bei… Verlassen wir die Europastraße 39 und fahren auf der Straße 547 weiter in Richtung Haugesund. Dort treffen wir am frühen Abend ein. Wir fahren zum Campingplatz, den wir uns vorher ausgeguckt haben, und sind mit seiner Lage direkt am Meer sehr zufrieden. Abends machen wir dann noch einen wunderschönen Spaziergang am Meer mit einem fantastischen Sonnenuntergang.

Haugesund

Haugesund, eine charmante Küstenstadt im Südwesten Norwegens, verbindet auf einzigartige Weise reiche Geschichte mit moderner Industrie und malerischer Natur. Gelegen zwischen Bergen und Stavanger, bietet die Region sowohl kulturelle Schätze als auch beeindruckende Landschaften.

Historische Bedeutung und die Ära der Wikinger

Die Geschichte von Haugesund ist eng mit der Wikingerzeit verknüpft. In der Nähe der Stadt, in Avaldsnes auf der Insel Karmøy, residierte einst Harald Schönhaar, der erste König Norwegens, der für die Vereinigung des Landes bekannt ist. Heute können Besucher dort den Wikingerhof besichtigen, eine rekonstruierte Siedlung, die Einblicke in das Leben der Wikinger bietet. Jährlich im Juni findet hier zudem das größte Wikingerfestival Westnorwegens statt, das die reiche Geschichte dieser Ära lebendig werden lässt.

Das Nationaldenkmal Haraldshaugen

Ein bedeutendes Wahrzeichen Haugesunds ist das Nationaldenkmal Haraldshaugen, das 1872 zum Gedenken an die Vereinigung Norwegens unter König Harald Schönhaar errichtet wurde. Das Denkmal besteht aus einem 17 Meter hohen Granitobelisk, umgeben von 29 kleineren Steinen, die die historischen Bezirke Norwegens repräsentieren. Es befindet sich etwa zwei Kilometer nördlich des Stadtzentrums und gilt als möglicher Begräbnisort von Harald Schönhaar.

Die Altstadt von Haugesund

Ein Spaziergang durch die Altstadt von Haugesund offenbart eine Mischung aus historischer Architektur und lebendiger Kultur. Besonders sehenswert ist das Rathaus, ein beeindruckendes Gebäude, das oft zu den schönsten Norwegens gezählt wird. Die engen Gassen und charmanten Holzhäuser erzählen von der reichen Vergangenheit der Stadt und laden zum Verweilen ein.

Die Vogelinsel Runde – Naturparadies im Atlantik

In der nächsten Etappe unserer Norwegenreise geht es zur norwegischen Vogelinsel Runde. Diese atemberaubende Insel, die mitten im Atlantik liegt, ist ein Paradies für Naturliebhaber und Heimat von über 50.000 Vögeln, die hier jedes Jahr brüten. Doch es gibt noch viel mehr zu entdecken – zum Beispiel Knut Goksøyr, der seit 51 Jahren den idyllischen Campingplatz „Goksöyr Camping“ betreibt.

Knut Goksoeyr. er betreibt seit 51 Jahren den beliebten Campingplatz auf der Insel Runde
Knut Goksöyr. er betreibt seit 51 Jahren den beliebten Campingplatz auf der Insel Runde

Runde liegt an der Westküste Norwegens, etwa 20 Kilometer südlich von Ålesund. Obwohl die Insel nur rund 6 Quadratkilometer groß ist, zieht sie jedes Jahr Tausende Touristen und Vogelliebhaber an. Besonders berühmt ist die Insel für ihre Papageitaucherkolonien, die von April bis August hier brüten. Neben den Vögeln und der malerischen Landschaft ist die Insel auch Heimat für weniger als 100 ständige Bewohner.

Es herrscht schlechtes Wetter mit stürmischem Wind bei unserer Ankunft auf Runde. Wir überraschen Knut Goksöyr nach 39 Jahren wirklich ohne jede Vorankündigung. Die Freude ist auf beiden Seiten groß, es ist ein sehr emotionales Wiedersehen. Vor langer Zeit hatten wir uns auf Runde kennengelernt, als der Campingplatz noch im Aufbau war. Wir haben uns damals durch etwas Unterstützung eingebracht, Knut und seine Familie haben uns auch in Deutschland besucht, doch dann haben wir uns irgendwie ohne böse Absicht aus den Augen verloren. Seit dem Jahr 2001 ist Inguna Abuce als neue Partnerin an Knut Goksöyrs Seite. Die gebürtige Lettin kam nach Norwegen, arbeitete am Hardangerfjord bei einem Obstproduzenten, bevor es sie nach Runde verschlug. 

Knut und Inguna Abuce
Knut und Inguna Abuce

Natürlich gibt es nach so langer Zeit viel zu erzählen. Wir sitzen Abends noch drei Stunden mit Knut zusammen in seiner restaurierten und ausgebauten Scheune. Knut hat darin eine unglaublich große Sammlung von Vogelpräparaten, Haushaltsgegenständen, landwirtschaftlichen Geräten, Elektrogeräten, Telefonen, Fotos und vielem mehr zusammengetragen. Knut betont, er sammelt Geschichten, nicht nur Gegenstände! Sehr beeindruckend. Knut kann unglaublich gut und spannend erzählen, er hat ein umfangreiches Wissen über Geschichte und Ornithologie.

Unser Video zu Runde

So erfahren wir zum Beispiel, dass die Vogelinsel Runde eine mehrere tausend Jahre alte Geschichte hat. Das wurde durch Ausgrabungen belegt. In dieser Geschichte spielen auch Wikinger eine große Rolle. Und später spielt auch der deutsche Kaiser Wilhelm II eine Rolle, der Norwegen sehr geliebt hat und mit einem Schiff oft in Norwegen war. Bei Alesund oder auch im Sognefjord. Kaiser Wilhelm soll auch privat in Norwegen gewesen sein. Dafür gibt es wohl einige Foto Belege.

Knut Goksøyr ist natürlich auf Runde geboren und zählt zu den bekanntesten Persönlichkeiten der Insel. Er ist nicht nur ein leidenschaftlicher Naturschützer, sondern auch ein engagierter Botschafter für die Insel und ihre einzigartige Tierwelt. Knut hat sich sein Leben lang für den Erhalt der Vogelkolonien und die nachhaltige Entwicklung der Insel eingesetzt.

Blick über den Campingplatz auf Runde. Im Hintergrund geht es auf den Vogelberg
Blick über den Campingplatz auf Runde. Im Hintergrund geht es auf den Vogelberg

Für all jene, die die Insel hautnah erleben möchten, bietet sich „Goksöyr Camping“ an. Der Platz liegt idyllisch direkt an der Küste und bietet Stellplätze für Wohnmobile, Caravane, Zelte sowie kleine Hütten zur Miete. Hier könnt ihr die Natur unmittelbar spüren, mit dem Meer auf der einen Seite und den Vogelkolonien auf der anderen. Der Campingplatz ist gut ausgestattet und bietet alles, was man für einen naturnahen Aufenthalt benötigt: Stromanschlüsse, sanitäre Anlagen und eine Rezeption, wo man Informationen und Tipps zu Wanderungen und Ausflügen erhält. Auch einen kleinen Shop gibt es.

 

Wir haben die eine Woche auf Runde extrem genossen. Wir können stundenlang von unserem Platz mit Panoramablick auf den Atlantik dem Rauschen der Wellen zuhören. So beruhigend. Auch beim Einschlafen ist das sehr schön.

Da das Wetter dann auch wieder besser wurde, sind wir an einem Tag gegen 13 Uhr auf den Vogelberg gelaufen. Es geht ziemlich steil und anstrengend bergauf. Der erste Teil ist asphaltiert und zum Glück mit einer Haltestange versehen. Dann geht es durch Viehgatter und der Weg ist nicht mehr ganz so ansteigend aber immer noch leidlich anstrengend genug. Dafür wurden irgendwann eine Art Pflasterplatten gelegt, so dass man kaum durch Schlamm muss. Der Wind war in Stärke 7 unterwegs und machte das Laufen nicht einfacher.

Die Brutsaison ist im September längst beendet und deshalb ist es auf Runde relativ still geworden. Nur viele viele  Basstölpel sind noch da und diese Hochseevögel bleiben auch noch ziemlich lange, wenn sie etwas zu fressen finden. Man muss sich vorstellen, dass viele Seevögel die Wintermonate dauerhaft auf dem Meer verbringen.

Auf jeden Fall war der Blick vom Rundebranden aus nach 39 Jahren wieder wunderschön. Der Blick auf die umgebenden Inseln, die Küste und das Meer sind einfach ein Erlebnis.

Abends werden wir dann an diesem Tag noch gegen 22:40 kurz mit einem Nordlicht überrascht, leider ist es ziemlich bewölkt. Aber trotzdem ist jedes Nordlicht ein Erlebnis

Mehr über die Vogelinsel Runde

Die Vogelinsel Runde ist eine kleine und ruhige Insel, auf der weniger als 100 Menschen leben. Die meisten Einwohner sind eng mit dem Meer verbunden – sei es durch den traditionellen Fischfang, früher Landwirtschaft oder den Tourismus. Das Inselleben scheint entspannt und langsam. Trotz der rauen Wetterbedingungen im Winter und der Abgeschiedenheit lieben die Bewohner ihre enge Verbindung zur Natur. Einkaufsläden oder ein Restaurant gibt es nicht.

Das Leben auf der Insel ist einfach und naturverbunden. Die rauen Winterstürme und die Abgeschiedenheit von der Außenwelt gehören zum Alltag der Inselbewohner, aber sie genießen die Ruhe und das friedliche Leben abseits der Hektik der Großstädte. Die meisten Einwohner sind Selbstversorger oder arbeiten im Tourismus. Knut Goksøyr, als langjähriger Bewohner, kennt die Herausforderungen, aber auch die Freuden des Lebens auf der Insel sehr gut und teilt seine Erfahrungen gern mit Besuchern.

Runde ist vor allem für seine Vogelwelt bekannt. Über 50.000 Brutpaare nisten jedes Jahr auf der Insel. Zu den berühmtesten Bewohnern zählen die Papageitaucher, die mit ihren bunten Schnäbeln und tapsigen Bewegungen ein beliebtes Fotomotiv sind. Neben den Papageitauchern könnt ihr auch Basstölpel, Trottellummen und viele weitere Seevogelarten entdecken, die die steilen Klippen der Insel ihr Zuhause nennen.

Runde als Schatzinsel

Bekannt wurde Runde auch als Schatzinsel, nachdem 1972 drei Taucher vor der Küste Rundes das Wrack des holländischen Ostindienseglers Akerendam entdeckten, der im Jahr 1725 im Sturm an den Klippen der Insel zerschellt und gesunken ist. Das Handelsschiff hatte beim Untergang beträchtliche Mengen an Gold- und Silbermünzen an Bord, von denen bei Tauchgängen in den Jahren 1972 und 1973 rund 57.000 Münzen geborgen wurden.

Die Akerendam sank vor der Küste der Insel Runde

Insgesamt sollen sich rund 230.000 Dukaten in 19 Geldkisten auf dem Schiff befunden haben, von denen unmittelbar nach dem Untergang nur fünf Kisten geborgen und zurück in die Niederlande gebracht wurden. Seit April 2011 wird ein Teil des Schatzes im Runde Miljøsenter ausgestellt. Knut Goksöyr hat es doch tatsächlich geschafft, sich eine der Kanonen der Akerendam für seine Privatsammlung zu sichern. Die Kanone liegt nun seit langem sicher in einem Wasserbecken auf dem Campingplatz. 

So erreicht ihr den Campingplatz „Goksöyr Camping

Knut will auch das 52. Jahr mit seinem Campingplatz durchziehen, sofern es die gesundheitlichen Kräfte zulassen. Sich in den Ruhestand zu begeben ist nicht einfach. Ihr habt als 2025 nochmal die Chance, den wunderbaren Platz am Atlantik selbst zu erleben. 

 

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