Goslar, ein Besuch in der Harzstadt

Die Stadtbücherei

Die heutige Stadtbücherei befindet sich in einem wunderschönen Patrizierhaus aus dem Jahre 1526, wobei die Gebäude der Marktstraße 1 und 1A 1881 zu einem großen Gebäudekomplex vereinigt wurden. Dieses Patrizierhaus verfügt über einen fünfseitigen Erker und eine wunderschöne Eingangstür, die mit eingeschnitzten Figuren und Pflanzen verziert ist.

Weiter geht es die Marktstraße entlang bis zur Kreuzung Berg-/Marktstraße/Hoher Weg. Hier treffen wir auf das Brusttuch und das Bäckergildehaus.

Das Bäckergildehaus entstand im Jahr 1501 und gehört somit zu einem der großen Profangebäude der Stadt. Die Bäckergilde war im Mittelalter für die Versorgung der Bevölkerung eine der wichtigsten Zünfte. Das spiegelt sich in der Lage des Gebäudes und in dessen Größe wider. An der östlichen Front des Bäckergildehauses kann man das Wappen des Bäckergildezeichens sehen, den ungekrönten Goslarer Adler mit einem Wecken als Herzschild und anderem Backwerk. Der Erker, der das heutige Bild des Hauses prägt, wurde 1557 auf das massive Untergeschoss gebaut. Heute befindet sich hier der Sitz der Industrie- und Handelskammer.

Das Bäckergildehaus
Das Bäckergildehaus in Goslar

Wir folgen nun der Bergstraße in südwestlicher Richtung. Unser Weg führt entlang an schönen Fachwerkhäusern. An verschiedenen Häusern sehen wir gegenständige Bogen und Schiffchen die aus dem Jahr 1663 stammen. An einem weiteren Haus sehen wir aus Holz geschnitzte Blumen aus dem Jahr 1650. Hierbei handelt es sich um vegetative Ornamentik. Nur wenige Meter von diesem Haus entfernt, treffen wir auf ein Ackerbürgerhaus aus dem Jahr 1523.

Das Ackerbürgerhaus

Auffällig ist das unterschiedliche Fachwerk im ersten Obergeschoss bzw. Zwischengeschoss. Die unterschiedlichen Fußstreben weisen darauf hin, dass das Zwischengeschoss im Bereich des Wohnteils im 17. Jahrhundert erneuert worden ist. Im zweiten Obergeschoss befindet sich eine ehemalige Ladeluke, die durch ihre schöne rote Farbe auffällt.

Wir folgen immer noch der Bergstraße in südwestlicher Richtung und treffen an der Berg-/ Obere Mühlen-/Schreiberstraße auf das „Hotel zur Börse“ und auf das Siemenshaus.

Gegenüber dem Hotel „Zur Börse“ befindet sich das Siemenshaus. Das Siemenshaus ist das schönste barocke Fachwerkhaus Goslars. Aber nicht nur das, es ist auch das Stammhaus der Familie Siemens und wurde 1693 erbaut. Es diente einst als Lagerhaus, Brauerei und Geschäft für allerlei Waren. Heute dient es vorwiegend als Sammelstätte und Archiv für Bilder und Dokumente der Familie Siemens und für Tagungen. Am Dielentor befindet sich ein imposanter Türklopfer in Gestalt eines Pferdes. Über dem Eingang findet man die Inschrift „ORA ET LABORA“ (Bete und arbeite) und den Namen des Erbauers, Hans Siemens, sowie das Baujahr 1693.

Das Siemenshaus in der Altstadt

Unser Weg führt uns noch ein Stück die Bergstraße hinauf, vorbei an vielen kleinen Fachwerkhäusern, bis zur Ecke Forststraße. An dieser Straßenecke steht ein kleines bescheidenes Fachwerkhaus. Es wurde um 1600 errichtet und ist ein einfaches Bergmannshaus. Die Gasse „An der Gose“, sie verläuft parallel zur Bergstraße, ist eine ganz schmale Gasse, die rechts und links von kleinen Fachwerkhäusern gesäumt wird. Wir gehen die Gasse und die Bergstraße zurück bis zum Brusttuch, um dort in die Straße „Hoher Weg“ einzubiegen. Hier betreten wir den sogenannten Pfalzbezirk. Zum Pfalzbezirk gehören das Hospital Großes Heiliges Kreuz, die Domvorhalle und die Kaiserpfalz. Wir kommen am Hospital Großes Heiliges Kreuz vorbei und wollen dort einen Blick hineinwerfen.

Etwas sehr besonderes sind die in Goslar erhaltenen mittelalterlichen Hospitäler. Wir besuchten eines davon, das 1294 gegründete Spital Großes Heiliges Kreuz. Hier wurden alte und gebrechliche Menschen aufgenommen, die aber dafür Besitztümer in eine Stiftung einbringen mussten. Darüber hinaus fanden dort auch Pilger eine Herberge. Die Hospitäler früherer Zeiten waren so etwas wie erste Sozialeinrichtungen. Gestiftet wurden sie von reichen Adligen oder/und wohlhabenden Bürgern. Im großen Hallenhaus wurden um 1650 „Pfründnerstübchen“ gebaut, die Platz für ein Bett, einen Schrank und einen kleinen Tisch für die Bewohner des Stifts boten. Heute wird in diesen Kunsthandwerk angeboten. Für ältere Menschen befinden sich in einem Seitenflügel des ehemaligen Spitals Wohnungen. Im großen Innenhof sind auch diverse klein Kunsthandwerksläden untergekommen.

Nun begeben wir uns auf der Straße weiter bergauf und stoßen direkt auf die Domvorhalle und rechts davon auf die Kaiserpfalz.

Die Domvorhalle
Goslar, die Domvorhalle

Bei der Domvorhalle handelt es sich um die Überreste der riesigen Stiftskirche „St. Simon und St. Judas“. Sie wurde vom Kaiser Heinrich III. gestiftet und zwischen 1040 – 1050 errichtet. Die Stiftskirche galt als Vorbild vieler folgender Sakralbauten. Leider wurde diese schöne dreischiffige Basilika 1819 baufällig und musste wegen fehlender Mittel abgerissen werden. Nur die 1150 errichtete Domvorhalle blieb vom Abriss verschont. In ihr befindet sich die Kopie des Throns vom ersten deutschen Kaiser und die erhaltenen Denkmäler.

Die Kaiserpfalz

Zwischen 1040 und 1050 wurde nicht nur die Stiftskirche „St. Simon und St. Judas“ erbaut, sondern auch die jetzige Kaiserpfalz. Sie diente über 200 Jahre für zahlreiche Hof- und Reichstage bei denen nicht nur deutsche, sondern auch europäische Geschichte geschrieben wurde. Die Kaiserpfalz, zu dieser Zeit der größte Profanbau, verfügt über eine Länge von 54 m und einer Tiefe von 18 m. Entsprechend besitzt der Bau auch zwei Säle, die fast dieselben Maße haben. Der obere Saal ist der Sommersaal und der darunter liegende Saal ist der Wintersaal. Der Wintersaal verfügte schon damals über eine Warmluftheizung. Die Öfen hierfür befanden sich im Westen außerhalb des Raumes. Dort wurden zwei große Öfen mit Holz beheizt und nachdem der Rauch und die Funken verschwunden waren, wurde ein Verschluss geöffnet, damit die warme Luft durch Kanäle in den Saal strömen konnte.

Zuletzt wurde die Kaiserpfalz 1253 vom Kaiser benutzt, um dann langsam zu verfallen. 1289 wurden viele zur Kaiserpfalz gehörende Gebäude durch einen Brand zerstört. Danach wurde die Pfalz als Lagerhalle und die dazugehörige Kapelle als Gefängnis genutzt. In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts wurde die Kaiserpfalz von Grund auf restauriert und 1871 zum Nationaldenkmal ernannt.

Die Butterhanne ist ein ca. 500 Jahre altes Gildehaus der Filzhutmacher und dient heute als Wirtshaus. Im Wirtshaus befindet sich ein originaler Braukessel, der auf die alte Goslarer Braukunst hinweist, die auch noch bis heute aufrecht erhalten wird.

Folgen wir dem Marktkirchhof in östlicher Richtung, dann treffen wir nach ca. 50 m wieder auf den Marktplatz. Hier endet unser Rundgang.

Es gibt viel zu entdecken in Goslar

Soweit unsere „Entdeckungen“ in Goslar. Es gibt in dieser wunderbaren Stadt am nördlichen Harzrand sehr viel zu entdecken. Vielleicht konnte Euch unser Bericht etwas neugierig machen auf diese wunderschöne UNESCO-Weltkulturerbestadt.

Zum Schluss haben wir Euch noch unsere Quellen aufgelistet und eine kleine Linksammlung mit interessanten Websites zum Thema zusammengestellt. Gewohnt haben wir übrigens in einer wunderbar ausgestatteten Ferienwohnung in Hahnenklee, einem Ortsteil Goslars. Dort gibt es die einzige Stabkirche Deutschlands. Aber darüber später mehr.

Quellen: Masterplan Goslar, Media Location Booklet Goslar, Berliner Zeitung 17.02.2014, Goslar – Kaiserstadt, Bergbau und Weltkulturerbe, Website der Stadt Goslar, Wirtshaus Die Butterhanne, raymond-faure.com, Quermania.de, research.uni-leipzig,

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