Das Hirschberger Tal am Rande des Riesengebirges war neben Masuren unser absolutes Highlight unserer sechswöchigen Reise nach Polen 2025. Das Tal wartet zum einen mit einer wunderschönen lieblichen Landschaft und darüber hinaus mit 30-40 sehenswerten Schlössern auf. Ihr solltet für einen Besuch in dieser Ecke Schlesiens mehrere Tage einplanen. Als Basis für euren Aufenthalt empfehlen wir euch Karpacz und dort in der Nähe den Campingplatz „Camp 66“.
In unseren Reisenotizen erfahrt ihr wissenswerte Dinge über das Hirschberger Tal und wir haben euch jede Menge Links und Tipps für eure Reise zusammengestellt.
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Freitag, 17. September 2025
Ins Riesengebirge
Wir fahren gegen 12 Uhr in Breslau los und brauchen zwei Stunden bis Karpacz. Das Wetter ist leider durchwachsen. Für unser Vorhaben haben wir als perfekten Ort einen schönen Campingplatz in der Nähe von Karpacz ausgewählt, wo wir vor zwei Jahren schon einmal waren. Vom diesem Platz aus hat man einen wunderbaren Blick auf die Riesengebirgskette mit der Schneekoppe. Bis zu den Sehenswürdigkeiten des Hirschberger Tales ist es nicht weit.
Wir checken im „Camp66“ ein und zahlen bei sieben Tagen pro Tag 25 Euro (ohne Strom). Der Preis ist höher als vor zwei Jahren, da der Wechselkurs im Herbst 2025 schlechter ist als im Jahr 2023. (4,6 in 2023 zu 4,15 in 2025)

Da wir keine Lust mehr zum Kochen haben, essen wir etwas im gemütlichen Restaurant des Camps und zahlen für 2 Personen incl. Getränke 25 Euro. Sylvia hatte Gulasch mit Kartoffelklössen, ich Piroggen nach russischer Art, gefüllt mit Kartoffeln und Frischkäse.
Website des Platzes https://camp66.pl/
Donnerstag, 18. September 2025
Karpacz / Krummhübel
Nichts besonderes an diesem Tag. Das Wetter ist regnerisch. Gegen Mittag wird das Wetter besser. Sylvia sitzt am Videoschnitt.
Wetter: 19 / 9 °C. ☀️ Sonnenaufgang: 06:38 Sonnenuntergang: 19:06
Ort: 50.793468, 15.76913
Freitag, 19. September 2025
Die Schlössertour beginnt
Wir stehen um 6 Uhr auf und wollen rechtzeitig mit unserer Schlössertour beginnen. Um 9 Uhr geht es los, der erste Halt war beim Palac Myskalowicze. Das ehemalige Schloss Erdmannsdorf ist leider in einem ziemlich bedauernswerten Zustand. Niemand ist auf dem Gelände zu sehen, alle Tore stehen offen. Wir machen einige Fotos und Videos. In dem Schloss soll wohl eine Art Schule untergebracht sein. Davon ist aber absolut nichts zu sehen und zu bemerken.
In der Nähe ist eine parkähnliche Anlage mit einem hübschen See. In der Umgebung findet man auch die Tyrolerhäuser, die Mitte des 19. Jahrhunderts für Glaubensflüchtlinge aus dem Zillertal gebaut wurden. 40 Häuser soll es gegeben haben.
Weitere Infos:
https://landsmannschaft-schlesien.de/schloss-erdmannsdorf/
https://www.schlesien-heute.de/news/schloss-erdmannsdorf-wird-versteigert
Lust auf Schlösser und ähnliches? Hier gibt es Angebote
https://www.realportico.de/historische-immobilien/kauf/polen
Dann wollen wir weiter nach Lomnitz, der Ort liegt nur ein paar Kilometer entfernt.
Infos: https://www.silesia-news.de/2020/07/15/in-lomnitz-lomnica-wurde-das-bethaus-feierlich-eroeffnet/
Gegenüber vom Schloss gibt es den ebenfalls sanierten Gutshof mit einem Leinenladen, sowie einen Laden mit regionalen Produkten. Im Restaurant „Alter Stall“ kann man bodenständige Gerichte bestellen und unter Sonnenschirmen eine Mittagspause vom Schlossbesuch machen. Lomnitz ist übrigens einer der Hauptanziehungspunkte im Hirschberger Tal. Ganze Busladungen Besucher kommen hier vorbei.
Um die Ecke: Schloss Schildau im schlechten Licht
Zum nächsten Schloss ist es nur ein Katzensprung. SDort besuchen wir das Schloss Lomnitz und den dazugehörigen Gutshof. Die Anlage macht einen schönen Eindruck, das war aber lange Zeit nicht so. Das Schloss stand nach einer wechselhaften Geschichte und den Wirren des 2. Weltkrieges nach 1978 leer und verfiel zur Ruine. Der Wiederaufbau erfolgte dann durch die Familie Küster, welche die Ruine 1991 kaufte und den Bau mit einer polnischen Handwerkertruppe soweit sichern konnte, dass 1995 ein neuer Dachstuhl aufgestellt werden konnte und erste neue Decken eingebaut werden konnten. (Zitat aus Schlesien heute „Schloss und Gut Lomnitz im Riesengebirge“) Wir bewundern dieses Engagement, das diesen Teil der Geschichte wieder erlebbar macht.

Im Schloss ist heute ein Museum untergebracht. Gezeigt wird eine Ausstellung mit dem Titel „Drei Jahrhunderte Leben im Schloss Lomnitz“. Da kaum ein Schloss nach 1945 noch seine originale Ausstattung hatte, hat man in Schloss Lomnitz eine Ausstellung konzipiert, die das Leben auf Adelssitzen in früheren Zeiten nachempfindet. Und das ist, so finden wir, gut gelungen.
In einem weiteren Schlossgebäude, dem 1804 gebauten Witwenhaus ist ein Hotel mit Restaurant untergebracht. Das Restaurant kann man leider nur als Hotelgast besuchen. Den sehenswerten Schlosspark kann aber jeder besuchen, es lohnt sich. Am Fluss Bober entlang geht es vorbei an Wiesen und alten Bäumen.
Auf dem Schlossgelände gibt es noch ein wunderbar restauriertes ehemaliges evangelisches Bethaus. Das Gebäude, es stand ursprünglich in Schönwaldau, wurde nach einem Feuer zerstört, abgebaut und in Lomnitz wieder aufgebaut. Polnische und deutsche Handwerker haben die Arbeiten durchgeführt. ozusagen gleich um die Ecke in Wojanow liegt das Schloss Schildau. Hier müssen wir allerdings noch einmal wiederkommen, weil das Licht zum Fotografieren für uns absolut ungeeignet war. Vor allem die besonders wichtige Vorderansicht des Schlosses. Der ganz frühe Morgen ist im Herbst die richtige Fotozeit.
Weiter geht es zum nächsten Schloss. Wir fahren über eine wirklich sehr schmale Nebenstraße, oft entlang des Flüsschens Bober und am Rande der Gory Sokole, der Falkenberge, durch die wirklich so zauberhafte Landschaft des Hirschberger Tales mit viel Grün und kleinen Siedlungen. Wegen der schmalen Straße bin ich auf der Fahrt etwas angespannt und hoffe, dass uns möglichst wenig Gegenverkehr begegnet. Die Strasse bleibt für einige Kilometer so schmal.

Wenig später erreichen wir Karpniki/Fischbach mit dem wunderschönen Schloss Fischbach. Es ist im gotischen Stil gebaut und von viel Wasser umgeben. Einfach zauberhaft. Im Schlosshotel kann man sich einquartieren um die Räumlichkeiten und die vielgelobte Küche kennenzulernen. Wir genehmigen uns im kleinen Hof des Schlosses wenigstens ein Stück Pistazienkäsekuchen (8 Euro) und einen Cafe Latte.
Samstag, 20. September 2025
Ein stürmischer Sonnabend in Karpacz / Krummhübel
Das Wetter startete super und blieb auch den ganzen Tag so. Doch plötzlich am frühen Morgen schien jemand eine Windmaschine angeschaltet zu haben. Mit heftigem Getöse wurden alle Sträucher und Bäume aufs heftigste durchgeschüttelt. Dabei war es aber bis in den Abend hinein trotzdem angenehm warm.
Eigentlich wollten wir heute etwas wandern gehen, haben uns aber bei diesem stürmischen Wetter zurückgehalten und sind lieber nicht in Wald gegangen.
Die Grillen zirpen ausdauernd bis in die Nacht hinein, einfach schön.
Mächtig was los auf dem Platz. Hochbetrieb, weil es schön und warm war und ausserdem das letzte Sommerferienwochenende in Polen.
Wetter: 25 / 14 °C. ☀️ Sonnenaufgang: 06:41 Sonnenuntergang: 19:02
Ort: 50.793468, 15.76913
Sonntag, 21. September 2025
Die Schlössertour geht weiter
Wir stehen wieder um sechs Uhr auf. Ein toller Morgen, bestes Wetter kündigt sich an. Es ist mild und der Wind ist auch weg. Gegen 7:40 geht es los, frühstücken werden wir später. Treffen um 8:15 am Schloss Schildau ein. Man hätte noch früher da sein können, doch das Licht ist noch ganz gut. Die Drohne wird losgeschickt, um das Schloss in seiner Umgebung zu zeigen. Dann geht es aufs Gelände und in den sehr schönen Schlosspark. Wir erleben eine zauberhafte Morgenstimmung mit wunderbarem Licht! Wir machen eine Runde durch den weitläufigen Park.
Schloss Schildau https://www.palac-wojanow.pl/
Weiter geht es nochmal zurück nach Lomnitz, dort wollen wir uns doch unbedingt das Museum im Schloss ansehen. Es kostet 22 pln für Senioren, das Museum ist interessant und sehr schön gemacht.
Das nächste Highlight ist nicht weit entfernt, wir wollen zum Schloss Stonsdorf. Dort angekommen, fällt uns schnell auf, dass dieses Schloss etwas in die Jahre gekommen ist. Der Putz bröckelt und Besucher mit Beeinträchtigungen haben es hier schwer. Treppen im Aussenbereich haben kein Geländer, in der Nähe der Küche stapeln sich für Besucher sichtbar Verpackungskartonagen, um die sich seit Monaten scheinbar niemand kümmert. Auch im Schloss macht so manches einen verwohnten Eindruck. Die Kritiken von Hotelgästen (hinterlegt bei Google) bestätigen das leider.

Die Sitzplätze im Aussenbereich des Hotelrestaurants liegen wunderschön und sind von altem Baumbestand umgeben. Leise plätschert ein Brunnen. Die weissen Sitzmöbel und Sonnenschirme ohne Werbeaufdruck gefallen uns gut. Leider warten wir mindestens eine Viertelstunde bis eine der wirklich bemühten und fleissigen Bedienungen eine Speisekarte bringt. Wir suchen uns etwas schönes zu Essen aus und warten ca. eine halbe Stunde, bis das Essen relativ lauwarm kommt.
Sylvias Rinderbäckchen waren butterweich, das Essen insgesamt sehr schmackhaft. Meine Entenbrust war ebenfalls lecker, die Beilagen sorgten insgesamt für ein schönes Geschmackserlebnis. Bis wir das Dessert bestellen konnten, verging leider wieder einige Zeit. Und bis es kam ebenfalls. Die Desserts waren ebenfalls lecker. Alles in allem waren wir mit dem Essen zufrieden.
Es blieb zum Glück noch Zeit für einen kurzen Spaziergang im Schlosspark, der mit seinem alten Baumbestand mit vielen verschiedenen Arten sehr hübsch anzuschauen ist. Sogar eine schmale Sichtschneise mit Blick auf die Schneekoppe (polnisch Śnieżka) gibt es noch.
Dienstag, 23. September 2025
Karpacz / Krummhübel
Weiter eher schlechtes Wetter.
Heute gehts am frühen Nachmittag zum Park Miniatur. Mit dem Auto eine 10minütige Fahrt. Trotz 12 Euro Eintritt für Rentner sind wir schnell begeistert von der nicht sehr großen Anlage. Nahezu alle Sehenswürdigkeiten Niederschlesiens sind in einer Miniaturausstellung versammelt. Das alles ist unheimlich liebevoll, detailverliebt und eindrucksvoll gemacht. Die Gestaltung der Landschaften mit Bäumen und Seen, einfach toll! Wenn ihr nicht einige Tage Zeit für eine Schlösser- und Burgentour habt, dann könnt ihr euch in dieser Ausstellung einen perfekten Eindruck der kulturellen Schätze Schlesiens verschaffen.
Website: https://park-miniatur.com/
Abends essen wir nochmals im Camp-Restaurant. Gulasch und Getränke für uns beide ca. 30 Euro. Der gemütliche Kamin war an.
Was es in Karpacz noch zu sehen gibt: Die Stabkirche in Wang.
Mittwoch, 24. September 2025
Weiter gehts
Wir verlassen Karpacz gegen Mittag und wollen zur circa 55 km entfernt liegenden Burg Tzschocha (Zamek Czocha) fahren. Das Wetter ist immer noch durchwachsen und die Fahrt über eine schmale Straße empfinde ich als ziemlich anstrengend.
Beim Schloss angekommen, lösen wir lösen wir erst einmal nur ein Ticket für den Innenhof und schauen uns die Burganlage an. Wir sind ein klein wenig enttäuscht, denn wir hatten uns die Burg viel hübscher vorgestellt. Parkgebühr für Camper 20 Pln.
Wissenswertes über die Burg: die Burg ist eine Höhenburg, sie entstand etwa in der Mitte des 13. Jahrhunderts. Einst war sie eine Ritterburg, wurde im 16. Jahrhundert aber im Renaissance-Stil umgebaut. Das Baummaterial waren Granitbruchstücke und Gneis, der durch Kalkmörtel verbunden wurde. die Burg macht einen eindrucksvollen und massiven Eindruck. Ganz kann man sie kennenlernen, wenn man eine der Führungen bucht, die für 45 PLN pro Person angeboten werden. Wir haben uns mit einer Besichtigung der Burg von außen begnügt. Für die älteren unter uns sei gesagt, dass die Besichtigung mit vielen Treppenstufen verbunden ist.
Im Barockgarten der Burg fällt uns eine Statue auf, der wir schon einmal in Breslau begegnet sind. Es handelt sich um die Kopie der Fechterfigur von Hugo Lederer. Sie steht in Breslau vor der Universität. In der Burg gibt es ein Hotel.
Website und Infos
https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Tzschocha
Wir fahren danach gleich weiter nach Bunzlau, so ca. 50 Kilometer entfernt. Das ist auch wieder dank der Strassenverhältnisse und der polnischen Fahrweise zunehmend anstrengend.
Ankunft in Bunzlau gegen 18 Uhr. Wir nutzen den kostenlosen Stellplatz am längsten Bahnviadukt Europas, das fast 500 Meter lang ist. Der Platz ist kostenlos, aber auch ziemlich laut. Wir haben trotzdem ganz gut geschlafen. Die Entsorgung ist übrigens kostenlos, Strom und Frischwasser nicht. Koordinaten: 51,26719° N 15,55520° O
Das der erste kostenlose Stellplatz in Polen. Von den Preisen her müssen wir nochmals betonen, dass diese in Polen ganz schön gestiegen sind. Stellplatz- oder Campingplatzpreise zwischen 20 und 40 € pro Nacht sind mittlerweile an der Tagesordnung. Einen Restaurantbesuch in Polen empfinden wir trotz gestiegener Preise immer noch als etwas günstiger. Erst recht in der gehobenen Gastronomie.
Zusätzliche Infos: https://polenjournal.de/aktuelles-aus-polen/wirtschaft/einkaufen-in-polen-das-preiswunder-ist-vorbei-oder-doch-nicht/
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