Die Vogelinsel Runde – Naturparadies im Atlantik

In der nächsten Etappe unserer Norwegenreise geht es zur norwegischen Vogelinsel Runde. Diese atemberaubende Insel, die mitten im Atlantik liegt, ist ein Paradies für Naturliebhaber und Heimat von über 50.000 Vögeln, die hier jedes Jahr brüten. Doch es gibt noch viel mehr zu entdecken – zum Beispiel Knut Goksøyr, der seit 51 Jahren den idyllischen Campingplatz „Goksöyr Camping“ betreibt.

Knut Goksoeyr. er betreibt seit 51 Jahren den beliebten Campingplatz auf der Insel Runde
Knut Goksöyr. er betreibt seit 51 Jahren den beliebten Campingplatz auf der Insel Runde

Runde liegt an der Westküste Norwegens, etwa 20 Kilometer südlich von Ålesund. Obwohl die Insel nur rund 6 Quadratkilometer groß ist, zieht sie jedes Jahr Tausende Touristen und Vogelliebhaber an. Besonders berühmt ist die Insel für ihre Papageitaucherkolonien, die von April bis August hier brüten. Neben den Vögeln und der malerischen Landschaft ist die Insel auch Heimat für weniger als 100 ständige Bewohner.

Es herrscht schlechtes Wetter mit stürmischem Wind bei unserer Ankunft auf Runde. Wir überraschen Knut Goksöyr nach 39 Jahren wirklich ohne jede Vorankündigung. Die Freude ist auf beiden Seiten groß, es ist ein sehr emotionales Wiedersehen. Vor langer Zeit hatten wir uns auf Runde kennengelernt, als der Campingplatz noch im Aufbau war. Wir haben uns damals durch etwas Unterstützung eingebracht, Knut und seine Familie haben uns auch in Deutschland besucht, doch dann haben wir uns irgendwie ohne böse Absicht aus den Augen verloren. Seit dem Jahr 2001 ist Inguna Abuce als neue Partnerin an Knut Goksöyrs Seite. Die gebürtige Lettin kam nach Norwegen, arbeitete am Hardangerfjord bei einem Obstproduzenten, bevor es sie nach Runde verschlug. 

Knut und Inguna Abuce
Knut und Inguna Abuce

Natürlich gibt es nach so langer Zeit viel zu erzählen. Wir sitzen Abends noch drei Stunden mit Knut zusammen in seiner restaurierten und ausgebauten Scheune. Knut hat darin eine unglaublich große Sammlung von Vogelpräparaten, Haushaltsgegenständen, landwirtschaftlichen Geräten, Elektrogeräten, Telefonen, Fotos und vielem mehr zusammengetragen. Knut betont, er sammelt Geschichten, nicht nur Gegenstände! Sehr beeindruckend. Knut kann unglaublich gut und spannend erzählen, er hat ein umfangreiches Wissen über Geschichte und Ornithologie.

Unser Video zu Runde

So erfahren wir zum Beispiel, dass die Vogelinsel Runde eine mehrere tausend Jahre alte Geschichte hat. Das wurde durch Ausgrabungen belegt. In dieser Geschichte spielen auch Wikinger eine große Rolle. Und später spielt auch der deutsche Kaiser Wilhelm II eine Rolle, der Norwegen sehr geliebt hat und mit einem Schiff oft in Norwegen war. Bei Alesund oder auch im Sognefjord. Kaiser Wilhelm soll auch privat in Norwegen gewesen sein. Dafür gibt es wohl einige Foto Belege.

Knut Goksøyr ist natürlich auf Runde geboren und zählt zu den bekanntesten Persönlichkeiten der Insel. Er ist nicht nur ein leidenschaftlicher Naturschützer, sondern auch ein engagierter Botschafter für die Insel und ihre einzigartige Tierwelt. Knut hat sich sein Leben lang für den Erhalt der Vogelkolonien und die nachhaltige Entwicklung der Insel eingesetzt.

Blick über den Campingplatz auf Runde. Im Hintergrund geht es auf den Vogelberg
Blick über den Campingplatz auf Runde. Im Hintergrund geht es auf den Vogelberg

Für all jene, die die Insel hautnah erleben möchten, bietet sich „Goksöyr Camping“ an. Der Platz liegt idyllisch direkt an der Küste und bietet Stellplätze für Wohnmobile, Caravane, Zelte sowie kleine Hütten zur Miete. Hier könnt ihr die Natur unmittelbar spüren, mit dem Meer auf der einen Seite und den Vogelkolonien auf der anderen. Der Campingplatz ist gut ausgestattet und bietet alles, was man für einen naturnahen Aufenthalt benötigt: Stromanschlüsse, sanitäre Anlagen und eine Rezeption, wo man Informationen und Tipps zu Wanderungen und Ausflügen erhält. Auch einen kleinen Shop gibt es.

 

Wir haben die eine Woche auf Runde extrem genossen. Wir können stundenlang von unserem Platz mit Panoramablick auf den Atlantik dem Rauschen der Wellen zuhören. So beruhigend. Auch beim Einschlafen ist das sehr schön.

Da das Wetter dann auch wieder besser wurde, sind wir an einem Tag gegen 13 Uhr auf den Vogelberg gelaufen. Es geht ziemlich steil und anstrengend bergauf. Der erste Teil ist asphaltiert und zum Glück mit einer Haltestange versehen. Dann geht es durch Viehgatter und der Weg ist nicht mehr ganz so ansteigend aber immer noch leidlich anstrengend genug. Dafür wurden irgendwann eine Art Pflasterplatten gelegt, so dass man kaum durch Schlamm muss. Der Wind war in Stärke 7 unterwegs und machte das Laufen nicht einfacher.

Die Brutsaison ist im September längst beendet und deshalb ist es auf Runde relativ still geworden. Nur viele viele  Basstölpel sind noch da und diese Hochseevögel bleiben auch noch ziemlich lange, wenn sie etwas zu fressen finden. Man muss sich vorstellen, dass viele Seevögel die Wintermonate dauerhaft auf dem Meer verbringen.

Auf jeden Fall war der Blick vom Rundebranden aus nach 39 Jahren wieder wunderschön. Der Blick auf die umgebenden Inseln, die Küste und das Meer sind einfach ein Erlebnis.

Abends werden wir dann an diesem Tag noch gegen 22:40 kurz mit einem Nordlicht überrascht, leider ist es ziemlich bewölkt. Aber trotzdem ist jedes Nordlicht ein Erlebnis

Mehr über die Vogelinsel Runde

Die Vogelinsel Runde ist eine kleine und ruhige Insel, auf der weniger als 100 Menschen leben. Die meisten Einwohner sind eng mit dem Meer verbunden – sei es durch den traditionellen Fischfang, früher Landwirtschaft oder den Tourismus. Das Inselleben scheint entspannt und langsam. Trotz der rauen Wetterbedingungen im Winter und der Abgeschiedenheit lieben die Bewohner ihre enge Verbindung zur Natur. Einkaufsläden oder ein Restaurant gibt es nicht.

Das Leben auf der Insel ist einfach und naturverbunden. Die rauen Winterstürme und die Abgeschiedenheit von der Außenwelt gehören zum Alltag der Inselbewohner, aber sie genießen die Ruhe und das friedliche Leben abseits der Hektik der Großstädte. Die meisten Einwohner sind Selbstversorger oder arbeiten im Tourismus. Knut Goksøyr, als langjähriger Bewohner, kennt die Herausforderungen, aber auch die Freuden des Lebens auf der Insel sehr gut und teilt seine Erfahrungen gern mit Besuchern.

Runde ist vor allem für seine Vogelwelt bekannt. Über 50.000 Brutpaare nisten jedes Jahr auf der Insel. Zu den berühmtesten Bewohnern zählen die Papageitaucher, die mit ihren bunten Schnäbeln und tapsigen Bewegungen ein beliebtes Fotomotiv sind. Neben den Papageitauchern könnt ihr auch Basstölpel, Trottellummen und viele weitere Seevogelarten entdecken, die die steilen Klippen der Insel ihr Zuhause nennen.

Runde als Schatzinsel

Bekannt wurde Runde auch als Schatzinsel, nachdem 1972 drei Taucher vor der Küste Rundes das Wrack des holländischen Ostindienseglers Akerendam entdeckten, der im Jahr 1725 im Sturm an den Klippen der Insel zerschellt und gesunken ist. Das Handelsschiff hatte beim Untergang beträchtliche Mengen an Gold- und Silbermünzen an Bord, von denen bei Tauchgängen in den Jahren 1972 und 1973 rund 57.000 Münzen geborgen wurden.

Die Akerendam sank vor der Küste der Insel Runde

Insgesamt sollen sich rund 230.000 Dukaten in 19 Geldkisten auf dem Schiff befunden haben, von denen unmittelbar nach dem Untergang nur fünf Kisten geborgen und zurück in die Niederlande gebracht wurden. Seit April 2011 wird ein Teil des Schatzes im Runde Miljøsenter ausgestellt. Knut Goksöyr hat es doch tatsächlich geschafft, sich eine der Kanonen der Akerendam für seine Privatsammlung zu sichern. Die Kanone liegt nun seit langem sicher in einem Wasserbecken auf dem Campingplatz. 

So erreicht ihr den Campingplatz „Goksöyr Camping

Knut will auch das 52. Jahr mit seinem Campingplatz durchziehen, sofern es die gesundheitlichen Kräfte zulassen. Sich in den Ruhestand zu begeben ist nicht einfach. Ihr habt als 2025 nochmal die Chance, den wunderbaren Platz am Atlantik selbst zu erleben. 

 

Mehr über Norwegen

Die norwegische Atlantikstraße

Die norwegische Atlantikstraße, auch bekannt als Atlanterhavsveien, ist eine der beeindruckendsten Küstenstraßen der Welt. Sie erstreckt sich über etwa 8,3 Kilometer Länge entlang der Westküste Norwegens und verbindet die Orte Vevang auf dem Festland mit Kårvåg auf der Insel Averøy. Die Strecke führt über acht Brücken, die eine Reihe kleiner Inseln und Schären überspannen, und bietet atemberaubende Ausblicke auf den Atlantik.

Geschichte der norwegischen Atlantikstraße

Ursprünglich war geplant, eine Eisenbahnverbindung über die Inselkette zu bauen, doch dieses Vorhaben wurde 1935 aufgegeben. In den 1970er Jahren wurde die Idee einer Straßenverbindung wieder aufgegriffen, und der Bau begann am 1. August 1983. Die Bauarbeiten dauerten sechs Jahre und wurden von zwölf Orkanen unterbrochen, was die Herausforderungen dieses Projekts verdeutlicht. Am 7. Juli 1989 wurde die Atlantikstraße offiziell eröffnet. Um die Baukosten von 122 Millionen norwegischen Kronen zu decken, wurde in den ersten zehn Jahren eine Maut erhoben. Heute ist die Straße gebührenfrei befahrbar. 

Wohnmobile auf einem Parkplatz an der Atlantikstrasse in Norwegen
Wohnmobile auf einem Parkplatz an der Atlantikstrasse in Norwegen

Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke

Die TOP-Sehenswürdigkeit ist natürlich die wilde norwegische Natur! Zahlreiche Aussichtspunkte an der Strecke locken zum Anhalten und Schauen.

Die ganze Geschichte siehst du in unserem Video

Ein herausragendes Bauwerk der Atlantikstraße ist die Storseisund-Brücke. Mit einer Länge von 260 Metern und einer Höhe von 23 Metern beeindruckt sie durch ihre geschwungene Form, die den Eindruck erweckt, als führe sie direkt in den Himmel. Diese Brücke ist ein beliebtes Fotomotiv und wurde bereits in verschiedenen Werbespots und Filmen, darunter “James Bond: Keine Zeit zu sterben”, als Kulisse genutzt. 

Auf der Insel Eldhusøya befindet sich der “Svevestien”, ein 550 Meter langer, erhöhter Rundweg, der Besuchern ermöglicht, die umliegende Landschaft und das Meer aus nächster Nähe zu erleben. Der Weg ist barrierefrei gestaltet und bietet bei jedem Wetter spektakuläre Ausblicke. Ein Café und sanitäre Einrichtungen stehen ebenfalls zur Verfügung. 

Für Angler bieten die speziell gestalteten Angelbrücken, wie die an der Myrbærholm-Brücke, hervorragende Möglichkeiten, die fischreichen Gewässer zu nutzen. Diese Plätze sind auch für Personen mit eingeschränkter Mobilität zugänglich. 

Weniger bekannte Abschnitte der norwegischen Atlantikstraße

Abseits der Hauptstrecke gibt es zahlreiche weniger bekannte, aber ebenso sehenswerte Orte. Das Fischerdorf Bud, südlich der Atlantikstraße gelegen, besticht durch seinen maritimen Charme und bietet Einblicke in die lokale Fischereikultur. Hier können Besucher frischen Fisch genießen und mehr über die Geschichte des Ortes erfahren. 

Ein weiteres Highlight ist die Insel Håholmen, die nur per Boot erreichbar ist. Dieses historische Fischerdorf aus dem 18. Jahrhundert wurde liebevoll restauriert und beherbergt heute ein Hotel sowie ein Museum, das die Geschichte der Seefahrt und des Fischfangs in der Region dokumentiert. 

Tourismus und Besucheraufkommen

Seit der Eröffnung hat die Atlantikstraße an Popularität gewonnen und zieht jährlich zahlreiche Touristen an. Besonders in den Sommermonaten kann es zu erhöhtem Besucheraufkommen kommen. Dennoch verteilen sich die Besucher dank der verschiedenen Aussichtspunkte und Attraktionen entlang der Strecke, sodass es selten zu übermäßiger Überfüllung kommt. Es wird empfohlen, die Reisezeiten sorgfältig zu planen, um Stoßzeiten zu vermeiden und die Landschaft in Ruhe genießen zu können. Wir waren im September dort und es war relativ ruhig.

Unsere persönliche kulinarische Empfehlung

Entlang der Atlantikstraße und in ihrer Umgebung gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die lokale Küche zu genießen. Hier haben wir einen tollen Vorschlag für euch, den wir auch selbst ausprobiert haben. Allerdings ist ein Restaurantbesuch in Norwegen nicht ganz preiswert. 

Bjartmars Favorittkro ist ein charmantes Restaurant direkt an der Atlantikstraße in Averøy. Seit seiner Eröffnung im Jahr 2006 bietet es Gästen eine einladende Atmosphäre mit beeindruckendem Blick auf das Meer und die umliegenden Schären. Das Restaurant legt großen Wert auf die Verwendung lokaler Zutaten und serviert sowohl traditionelle norwegische Gerichte als auch moderne Interpretationen. Besonders hervorzuheben ist der preisgekrönte Bacalao, der mit hausgemachtem Brot serviert wird.

Traditionelles norwegisches Fischgericht "Bacalao" in Bjartmars Favorittkro.
Traditionelles norwegisches Fischgericht „Bacalao“ in Bjartmars Favorittkro.

An Donnerstagen steht das traditionelle Gericht “Potetball” auf der Speisekarte, während sonntags ein vielfältiges Buffet angeboten wird. Das Restaurant verfügt über 70 Innen- und 30 Außenplätze auf einer Terrasse mit direktem Meerblick. Die Öffnungszeiten variieren je nach Saison; daher empfiehlt es sich, vorab die Zeiten zu überprüfen. Für Reservierungen, die dringend empfohlen werden, oder weitere Informationen könnt ihr die Website des Restaurants besuchen oder telefonisch Kontakt aufnehmen.  Eine Reservierung solltet ihr unbedingt vornehmen.

Die norwegische Atlantikstraße bietet somit nicht nur beeindruckende Landschaften und Ingenieurskunst, sondern auch kulturelle und kulinarische Erlebnisse, die einen Besuch unvergesslich machen.

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Dramatische Stimmung an der Atlantikstrasse in Norwegen
Dramatische Stimmung an der Atlantikstrasse in Norwegen